Lohnt sich der EU-Binnenmarkt für Deutschland? Und wie! Wir haben nachgerechnet

Ein hartnäckiges Vorurteil lautet, dass Deutschland nur für die EU bezahlt und nichts davon hat. Natürlich stimmt das so nicht. Abgesehen davon, dass Deutschland einen Großteil der Beitragszahlungen über EU-Programme zurückerhält, profitiert Deutschland als Exportland wie keine andere Nation vom EU-Binnenmarkt. Knapp 60 Prozent der deutschen Ausfuhren gehen in EU-Länder, und der Export in die neuen Mitgliedstaaten hat sich  schneller entwickelt als die Ausfuhren in den Rest der Welt.
Welche Vorteile bringt der EU-Binnenmarkt?

Der seit 1993 existierende EU-Binnenmarkt ist der größte gemeinsame Markt der Welt. Anders als die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die untereinander lediglich sämtliche Zölle aufgehoben und eine Zollunion geschaffen hat, schafft der Binnenmarkt für alle Wirtschaftsakteure die gleichen Regeln. Alle in einem EU-Mitgliedstaat vorschriftsmäßig hergestellten Waren dürfen in jedem anderen Mitgliedstaat ohne weitere Prüfung verkauft werden. So können Unternehmen ihre Produkte in sehr großen Stückzahlen produzieren und damit Kosten senken. Die eingesparten Kosten ermöglichen wiederum mehr Investitionen in Forschung und Innovation.

Kernbereiche des europäischen Binnenmarktes der EU sind die so genannten „vier Freiheiten“, die für jede EU-Bürgerin und –Bürger gelten:
  1. Die Freizügigkeit von Personen, also das Recht, in einem anderen EU-Land zu wohnen, zu arbeiten oder zu studieren.
  2. Der freie Verkehr von Waren, also ein gemeinsamer Markt für Produkte und Waren ohne Binnengrenzen, ohne Zölle und Diskriminierungen.
  3. Der freie Verkehr von Dienstleistungen, also die grenzüberschreitende Freiheit für gewerbliche, kaufmännische, handwerkliche und freiberufliche Tätigkeiten in der EU.
  4. Der freie Verkehr von Kapital, umfasst sowohl das Sach- als auch das Geldkapital, stets im Einklang mit den geltenden steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
Haupthandelspartner Deutschlands ist das EU-Ausland?

Deutschland setzte vorläufigen Ergebnissen zufolge im Jahr 2013 beispielsweise Waren im Wert von 1 137 Mrd. Euro in EU-Mitgliedstaaten um. Die Umsätze durch Außenhandel mit der restlichen Welt belaufen sich auf 853 Mrd. Euro. Somit führte Deutschland fast 60 Prozent der Exporte in die EU aus. Größte Abnehmer von Waren innerhalb der EU sind hierbei Frankreich, Niederlande und Großbritannien. Neun Prozent der deutschen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) führen Waren und Dienstleistungen aus. 81 Prozent dieser Ausfuhren gehen in den europäischen Binnenmarkt. Deshalb wird davon ausgegangen, dass der Nutzen durch den Binnenmarkt die fiskalischen Belastungen Deutschlands durch die Nettotransfers an die Beitrittsländer kompensiert. Anders als häufig angenommen, wird der Nutzen des Binnenmarktes durch die EU-Erweiterungen weiter verstärkt. Ganz besonders die Grenzregionen in Deutschland profitieren am stärksten vom Binnenmarkt.

Deutschland profitiert vom freien Kapitalverkehr

Über die Hälfte aller Zu- und Abflüsse der ausländischen Direktinvestitionen (ADI) in und aus Deutschland stehen in direktem Verkehr zum EU-Ausland. Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen sind Vermögensanlagen ausländischer Investoren in Deutschland. Umgekehrt handelt es sich bei den Abflüssen um Investitionen deutscher Vermögensanlagen im Ausland. 69 Prozent der ADI in Deutschland stammen aus anderen EU-Mitgliedstaaten; 58 Prozent der deutschen ADI fließen in den Rest der EU.

Deutschland profitiert von der Freizügigkeit der Personen und Arbeitskräfte

Der EU-Ausländeranteil unter Gebietsansässigen in Deutschland lag im Jahr 2010 mit 3,1 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Dementsprechend fiel auch die Erwerbsbeteiligung von Ausländern aus anderen EU-Mitgliedsstaaten in Deutschland im Verhältnis zur Erwerbsbevölkerung mit 3,7 Prozent deutlich höher als in vielen anderen EU-Staaten aus. Als wichtigste praktische Schwierigkeit für eine Tätigkeit im EU-Ausland sieht ein großer Teil der deutschen Bürger nicht etwa Verwaltungsaufwand oder soziale Unsicherheiten, sondern Sprachbarrieren [1] .

Bürgeranfragen zu Ihren Rechten in der EU: 00800 6 7 8 9 10 11 (kostenlos)


[1] Quelle: Erhebung Eurobarometer 2011, Abschlussbericht zur Einsicht

Katrin Abele, Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland, Pressestelle
+49 (0)30 2280 2140, undefinedkatrin.abele(at)ec.europa.eu

Lucia Caudet, Pressesprecherin der EU-Kommission für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU
+32 (0)2 29 56182, undefinedlucia.caudet(at)ec.europa.eu